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Anleitung: So baust du die Babyschale richtig ein - Einbau mit dem Gurt
- Artikel von: Kerstin
- Veröffentlicht am
Babys leben im Auto besonders gefährlich – und das nicht nur, weil sie klein und besonders zerbrechlich sind, sondern auch deswegen, weil viele Eltern die Babyschale falsch einbauen oder nicht richtig einstellen.
2018 führte die Unfallforschung der Versicherer, kurz UdV, eine Studie zum Fehlgebrauch von Kinderschutzsystemen (Misuse*-Studie) durch und stellte dabei Erschreckendes fest: 54 % der überprüften Babyschalen, immerhin 198 an der Zahl, waren entweder nicht richtig installiert, trotz aktivem Airbag auf dem Beifahrersitz eingebaut oder falsch eingestellt – ein Trauerspiel. Bei Babyschalen und Kindersitzen für Kleinkinder, die mit dem 3-Punkt-Autogurt eingebaut werden, lag die Fehlerquote sogar bei 62 % und damit noch höher. Was, glaubst du, ist der Grund dafür? Schlechte Anleitungen? Nachlässigkeit? Der komplizierte Einbau?
Die Eltern und anderen Betreuungspersonen wurden von der UdV zu ihren Fehlern befragt: Fast ein Drittel (32,9 %) gab an, dass ihnen gar nicht bewusst war, dass sie einen Fehler gemacht hatten. Macht es das besser oder schlimmer? Ich bin nicht sicher, aber ich nutze die Gelegenheit, dir bewusst zu machen, dass beim Einbau der Babyschale – besonders bei der Installation mit dem Autogurt – Fehler passieren können und zeige dir, wie du sie verhindern kannst.
Damit dein Baby bei einem Unfall besser geschützt ist und damit du, falls du bei der kommenden UdV-Studie überprüft wirst, zu dem Teil der Eltern gehörst, die alles richtig gemacht haben.
Du bist sehr sehr ungeduldig, außerdem stehst du mit Baby am Auto und willst los und möchtest dir nicht erst die größten Fehlerquellen ansehen, sondern direkt die Anschnall-Anleitung lesen? Bitteschön, die Abkürzung:
Inhaltsverzeichnis: So schnallst du die Babyschale richtig an
Sprich: /mɪsˈjuːs/ bzw. Miss-Juuß ist der Fachbegriff für Fehlbedienung. Fehlbedienung meint, dass du (oder ich) etwas falsch nutzt. Etwas ist in unserem Fall der Kindersitz und dass fast die Hälfte aller Eltern Fehler beim Einbau oder den Einstellungen des Kindersitzes macht, ist leider eine Tatsache, die die UdV (Unfallforschung der Versicherer) alle paar Jahre in Studien neu belegt, zuletzt 2018. Misuse bei der Babyschale oder beim Kindersitz führt dazu, dass Kinder bei Unfällen (deutlich) schlechter geschützt sind und schwerere Verletzungen davon tragen als es bei einem richtig genutzten Kindersitz der Fall gewesen wäre.
Die wichtigsten Fehlerquellen beim Einbau der Babyschale mit dem Gurt
Sehen wir uns zuerst die wichtigsten und gefährlichsten Fehlerquellen beim Einbau der Babyschale an – und ich nehme mein Fazit an der Stelle vorweg: Die allermeisten Fehler kannst du vermeiden, indem du die Anleitung zu deiner Babyschale liest. Deshalb ist diese Fehlerquelle auch der erste Punkt, auf den ich genauer eingehen werde.
Fehler 1: Anleitung nicht gelesen
Du hasst es, Anleitungen zu lesen? Ich auch. Weil kein Mensch eine Anleitung dafür braucht, wie er oder sie eine Haarbürste nutzen sollte und niemand 13-seitige Informationsblätter in 64 Sprachen zu Zahnbürsten braucht. Kein Wunder also, dass wir anleitungslesemüde geworden sind. Das verstehe ich gut, bei der Babyschale und auch bei allen anderen Kindersitzen ist das Lesen der Anleitung allerdings ein Muss und – lass uns das nicht vergessen – im Zweifelsfall lebensrettend. Denn offenbar sind Kindersitze und ihr Einbau doch nicht ganz so selbsterklärend und intuitiv wie wir uns das wünschen, denn sonst würden deutlich weniger Fehler gemacht.
Auch der ADAC und Stiftung Warentest haben schon vor Jahren festgestellt, dass nicht nur schlechte Kindersitze zu mangelnder Sicherheit führen, sondern auch Bedienungsfehler. Deshalb gibt es im ADAC-Bewertungsschema für Kindersitze mittlerweile auch einen Teilbereich „Fehlbedienung“, bei dem die Prüferinnen und Prüfer Kindersitze auf ihr Misuse-Risiko hin untersuchen und bewerten – wenn du magst, kannst du dir die Notenzusammensetzung beim ADAC-Kindersitztest hier ansehen: ➞ Noten-Schema ADAC-Kindersitztest.
Und deswegen meine Bitte an dich: Lies die Anleitung zu deiner Babyschale, wenigstens ein einziges Mal und mindestens die Punkte zum Einbau und zu den richtigen Einstellungen der Schale. Das gilt übrigens auch dann, wenn du deine Schale im Fachgeschäft gekauft hast und dir jemand gezeigt hat, wie du sie einbauen musst. Erfahrungsgemäß erklären wir bei einer Kindersitzberatung so viel, dass es kaum möglich ist, all diese Informationen zu behalten und zu verinnerlichen.
Fehler 2: Airbag bei rückwärtsgerichtetem Sitz aktiviert ⚠
Weißt du, was mich damals beim Lesen der Misuse*-Studie am meisten irritiert hat? Die Testerinnen und Tester stellten fest, dass fast 15 % der überprüften Babyschalen bei aktiviertem Airbag auf dem Beifahrersitz standen.
Das ist wirklich erschreckend, denn es steht nicht nur mehrmals in der Anleitung zur Babyschale, dass der Beifahrer-Airbag beim Einbau der Schale auf diesem Sitzplatz unbedingt deaktiviert werden muss, es befinden sich außerdem Piktogramme (rot umrandet, Rückwärtssitz vor dem Airbag, durchgestrichen) im Auto und auf dem Kindersitz, die vor der Gefahr des Airbags warnen.
Zusätzlich haben wir ein Gesetz, das den Einbau von rückwärtsgerichteten Kindersitzen bei betriebsbereitem Airbag verbietet: „Auf Beifahrerplätzen, vor denen ein betriebsbereiter Airbag eingebaut ist, dürfen nach hinten gerichtete Rückhalteeinrichtungen für Kinder nicht angebracht sein.“ (§ 35a StVZO, Absatz 8, Satz 1).
Darüber, dass ein Verstoß mit einem Bußgeld von lediglich 25 € (Tatbestandsnummer 335100) bestraft wird, darf ich gar nicht länger nachdenken, wenn wir bedenken, dass so ein Verstoß im Falle eines Unfalls das Leben eines Kindes kosten kann.
Und trotzdem vergessen Eltern, den Airbag auszuschalten oder es ist ihnen gar nicht erst bewusst, wie gefährlich der Airbag für ein rückwärts fahrendes Kind ist.
Um aufzurütteln, haben der ADAC und der ÖAMTC bereits im Jahr 2009 Crashtests mit unter anderem Babyschalen auf dem Beifahrersitz mit aktiviertem und deaktiviertem Airbag durchgeführt. Die Unterschiede: Eklatant, denn der aktivierte bzw. deaktivierte Airbag entscheidet im Zweifelsfall über Leben und Tod.
Warum der aktivierte Airbag für ein Kind in der Babyschale oder im Reboarder lebensgefährlich ist
Was hilft, um Eltern zu sensibilisieren, wenn Warnschilder, Piktogramme, Bußgelder und gelbe und rote Hinweise in Babyschalen-Anleitungen nicht dazu führen, dass Eltern zuverlässig daran denken, den Airbag zu deaktivieren? 15 Jahre alte Crashtests-Videos vielleicht? Ich weiß es nicht, aber ich versuche es.
Sieh dir das ÖAMTC-Video besser einmal an – dort beschreibt Steffan Kerbl, Techniker beim ÖAMTC, nicht nur genau, warum der Einbau der Babyschale auf dem Beifahrersitz bei aktiviertem Airbag lebensgefährlich ist, du kannst dir den Crashtest-Versuch dazu auch ansehen. Und wir beide möchten uns nicht vorstellen, ein echtes Baby würde in dieser Schale sitzen.
ÖAMTC-Video: Crashtest von Babyschalen auf dem Beifahrersitz bei aktiviertem Airbag, 2009
Was hat der ÖAMTC wie getestet?
Der ÖAMTC hat einen Frontalzusammenstoß bei einer Geschwindigkeit von 64 km/h simuliert. Die Prüfer bauten die Babyschale auf dem Beifahrersitz ein – einmal mit deaktiviertem Airbag (Airbag aus) und einmal mit aktiviertem Airbag (Airbag an).
Das Ergebnis war eindeutig: Der Baby-Dummy blieb bei dem Versuch mit deaktiviertem Airbag nahezu unverletzt. Beim Versuch mit dem aktivierten Airbag wurde die Babyschale dagegen binnen Millisekunden mit einer Anfangsgeschwindigkeit von 200 km/h gegen die Rückenlehne des Beifahrersitzes geschleudert, schwerste Kopf- und Nackenverletzungen wären die Folge. Dieser Unfall wäre für ein Baby sehr wahrscheinlich tödlich gewesen.
Besonders dramatisch: Ein Airbag löst bei einer Aufprallgeschwindigkeit zwischen 25 und 30 km/h aus, bereits ein Verkehrsunfall mit dieser Geschwindigkeit kann für ein Baby – und da zitiere ich den Testleiter selbst – „lebensgefährlich tödlich“ sein.
Schalte den Airbag deshalb immer aus
, wenn du die Babyschale auf dem Beifahrersitz einbaust! Deine Umsicht kann das Leben deines Babys retten.
Fehler 3: Babyschale vorwärts eingebaut
Auch erschreckend und im Zweifelsfall tödlich: 4 Prozent der von der UdV untersuchten Babyschalen waren vorwärts statt rückwärts eingebaut. 4 Prozent klingt wenig – es sind aber 4 von 100 Babys, die bei einem vermeintlichen Bagatell-Unfall ihr Leben verlieren oder schwerste Verletzungen davontragen können.
Warum Eltern die Babyschale vorwärts einbauen, obwohl das verboten ist und die Schale so auch nicht fest wird? Ich weiß es nicht und kann auch nur vermuten. Aus Unwissenheit? Weil das Baby quengelig ist? Aus Verzweiflung? Ich kann es dir nicht sagen, möchte aber ganz eindringlich davor warnen, die Schale in Fahrtrichtung zu installieren. Weder in einem normalen Auto noch in einem Bus, bei dem die Autositze gedreht werden können (➞ Pilotensitze). Baue die Babyschale nie und auf keinen Fall vorwärts ein. Denn:
Selbst wenn die Babyschale fest würde, sind die Risiken schwerer und tödlicher Kopf- und Nackenverletzungen beim Vorwärtsfahren extrem hoch, gerade und erst recht für ein Baby. Die Allerkleinsten haben im Vergleich zu älteren Kindern und Erwachsenen einen sehr schweren Kopf, der ca. ein Viertel bis ein Drittel ihres Körpergewichts ausmacht. Wird dieser bei einem Unfall ruckartig nach vorne geschleudert, drohen schwerste Verletzungen an der Halswirbelsäule, es besteht Lebensgefahr.
Warum Vorwärtsfahren – auch mit einem Kleinkindersitz – gefährlich ist und Kinder deshalb möglichst lange rückwärts fahren sollten, kannst du hier noch viel genauer nachlesen: ➞ Warum Reboarder sicherer sind.
Fehler 4: Probleme beim Anschnallen der Babyschale
Womit tun sich Eltern besonders schwer? Mit dem Anschnallen der Schale. Die häufigste Fehlerquelle bei Babyschalen ist der Einbau und zwar ganz besonders der Einbau mit dem Autogurt. Beim Gurten passieren bei Babyschalen und Kleinkind-Sitzen fast doppelt so viele Fehler (62 %) wie beim Einbau mit Isofix (33 %), so die UdV-Studie.
Tatsächlich nein. Eine - korrekt! - angeschnallte Babyschale ist mindestens genauso sicher wie eine Babyschale, die du mit Isofix oder einer Isofix-Basisstation einbaust.
Warum eine gegurtete Schale trotzdem unsicherer ist? Weil die Gefahr der Fehlbedienung, also das Misuse-Risiko, höher ist. Wenn du deine Babyschale richtig anschnallst, sitzt dein Baby in seinem Kindersitz allerdings genauso sicher wie in einer Schale mit Isofix.
Folgende Fehler passieren beim Einbau der Babyschale mit dem Autogurt besonders häufig:
- ➞ Gurtlose im Fahrzeuggurt (24,8 %)
- ➞ Führungshilfe nicht eingelegt (19,3 %)
- ➞ Becken- und Schultergurt vertauscht (16,6 %)
- ➞ Position des Tragegriffs nicht korrekt (9,2 %)
- Verdrehter Fahrzeuggurt (7,6 %)
Der auf 100 Prozent fehlende Rest der Eltern und Betreuungspersonen (22,1 %) macht andere Fehler, die nicht ganz so schwer sind und deutlich seltener vorkommen. Sehen wir uns zunächst den verbreitetsten Fehler an: Die Gurtlose im Autogurt.
Problem 1: Gurtlose im Fahrzeuggurt
Der häufigste Einbau-Fehler bei der Babyschale ist die Gurtlose im Fahrzeuggurt. Gurtlose? Ja, ungefähr so habe ich auch geschaut, als ich das Wort zum ersten Mal gelesen habe. Die Gurtlose bezeichnet den Teil des Autogurts, der nicht fest genug gestrafft ist und deshalb, genau, lose ist. Eine Gurtlose gibt es nicht nur beim Einbau, sondern auch beim Anschnallen des Kindes. Wenn die Gurte nicht fest genug am Körper des Kindes anliegen, sprechen Expertinnen und Experten ebenso von einer Gurtlose.
Ist es schlimm, wenn der Gurt nicht fest genug anliegt? Im Zweifelsfall schon. Je nachdem, wie locker der Fahrzeuggurt ist, bezeichnet die UdV diesen Fehler als leicht, mittel oder schwer. Oder anders: Je lockerer der Gurt an der Babyschale ist, desto höher ist das Verletzungsrisiko für dein Kind.
Kannst du eine Gurtlose verhindern? Ja, absolut. Worauf du achten musst, erkläre ich dir in meiner ➞ Schritt für Schritt-Anleitung zum Einbau der Babyschale. Sehen wir uns aber zunächst noch die weiteren Fehler genauer an.
Problem 2: Gurtführungen nicht beachtet
Eine weitere häufige Fehlerquelle beim Einbau der Babyschale ist die Gurtführung bzw. die Tatsache, dass viele Eltern sie übersehen und nicht verwenden. Babyschalen sind an der Seite mit zwei Führungen für den Beckengurt und an der Rückseite mit einer Führung für den Schultergurt ausgestattet. Diese Gurtwege sind bei älteren Babyschalen blau und bei neuen Schalen grün markiert.
Es ist wichtig, dass du den Gurt immer in diese Führungen einlegst, damit die Schale stabil im Auto steht und auch bei einem Unfall an ihrem Platz bleibt und nicht durch das Auto fliegt. Denn genau das passiert leider, wenn der Gurt nicht oder nicht richtig in die Gurtführungen eingelegt ist. Es handelt sich daher um einen schweren Fehler mit hohem Verletzungsrisiko für dein Kind.
Auf meinen Fotos zeige ich dir exemplarisch die Gurtführungen an der Babyschale Cybex Cloud T und an der Maxi-Cosi Pebble Plus. Die Gurtführungen an anderen Schalen sehen anders, aber grundsätzlich ähnlich aus.
Problem 3: Falsche Gurtführung, Becken- und Schultergurt vertauscht
Leider kommt noch ein weiterer schwerwiegender Fehler häufig vor: Das Vertauschen von Becken- und Schultergurt. Wenn das passiert, wird die gegurtete Babyschale bei einem Unfall überhaupt nicht gehalten. Das heißt: Auch bei diesem Fehler besteht Lebensgefahr für das Baby.
Achte deshalb unbedingt und immer darauf, dass du die Schale richtig anschnallst.
Führe zuerst den Beckengurt über die Beine deines Kindes und durch die Beckengurtführungen und klicke ihn ein. Im Anschluss muss der Diagonalgurt noch um die Schale herum geführt werden – achte auch dabei darauf, dass du den Gurt hinter der Schale durch bzw. in die Gurtführung legst.
Im Video der UdV demonstriert Siegfried Brockmann, wie verheerend dieser Fehler ist: Er zeigt, dass die Babyschale bei vertauschten Gurten schon mit einem einzigen kurzen Handgriff nach vorne klappt und keinerlei Halt mehr bietet. Bei einem Unfall könnte die Babyschale dein Kind so überhaupt nicht schützen.
Übrigens: Du kannst ganz einfach selbst überprüfen, ob du die richtige Reihenfolge beachtest hast. Wenn die Schale wie im Video schon bei kurzer Berührung nach vorne kippt, solltest du dir deinen Einbau dringend noch einmal genauer ansehen, denn dann hast du gewiss die beiden Gurte vertauscht (oder den Gurt nicht in den Führungen liegen).
UdV-Video: Das passiert, wenn die Babyschale falsch angeschnallt wird
Zwar nicht als Video, aber in Fotos zeigt die UdV, wie weit sich eine Babyschale, bei der beim Einbau die Gurte vertauscht wurden, bei einem Frontalaufprall nach vorne bewegt. Deutlich zu erkennen: Die Babyschale wird quasi gar nicht gehalten und würde im Falle eines Unfalls ungebremst gegen den Vordersitz oder das Armaturenbrett prallen:
Du hast genug gesehen? Ich eigentlich auch, aber zwei wichtige Punkte fehlen noch und einer davon hat zur Abwechslung einmal nichts mit dem Fahrzeuggurt zu tun. Das heißt: Der folgende Fehler kann dir auch bei einer Babyschale passieren, die mit Isofix oder auf einer Isofix-Station befestigt wird.
Problem 4: Position des Tragegriffs nicht richtig
Jede Babyschale hat einen Griff. Dieser Griff, oft auch Henkel oder Tragebügel genannt, hat zwei Funktionen: Du kannst die Babyschale an diesem Griff tragen (lies hier, ➞ wie sehr ich das Tragen der Schale gehasst habe ) und der Bügel schützt dein Baby bei einem Unfall. Wie das? Der Tragegriff ist der eingebaute Überrollschutz deiner Babyschale.
Beim gefährlichen Frontalaufprall bewegt sich die Babyschale zunächst in Fahrtrichtung und dein Baby wird in die Sitzschale gedrückt. Der Unfall ist aber noch nicht vorbei: Im nächsten Moment – beim sogenannten ➞ Rebound, der Rückwärtsbewegung – werden die Babyschale und dein Kind in Richtung Kofferraum geschleudert. Das ist der Moment, in dem es wichtig ist, dass sich der Griff deiner Schale in der richtigen Position befindet. Denn nur dann, wenn der Bügel korrekt installiert ist, beschützt er dein Kind davor, gegen die Rückenlehne des Autositzes geschleudert zu werden.
Zu kompliziert? Im Video zum ADAC-Kindersitztest 2023 kannst du dir ab Minute 0:38 Uhr den Crashtest einer Babyschale und auch die Rückwärtsbewegung ansehen:
Welche Position des Tragebügels ist die richtige?
Die Frage aller Fragen: Wie ist denn der Tragegriff richtig installiert? Die Antwort: Es kommt darauf an. Ja, ich weiß, einfacher wäre, hier stünde jetzt, dass der Bügel immer so oder so stehen muss, die richtige Position hängt allerdings davon ab, wie die Babyschale konstruiert ist. Das heißt: Entweder liest du die Anleitung zu deiner Babyschale, du siehst dir die Einbauskizze auf der Schale an oder ein ➞ Video zum Gurt-Einbau.
Meistens zeigt der Tragegriff der Babyschale in der Fahrposition nach oben. Es gibt allerdings einige Schalen, bei denen der Bügel nach unten geklappt werden muss, damit er dein Kind bei einem Unfall schützen kann. Deshalb: Die Anleitung lesen. Bitte.
Und Achtung: Bei manchen Babyschalen muss der Griff beim gegurteten Einbau in eine andere Richtung zeigen als beim Einbau auf der Isofix-Basisstation. Wenn du mich fragst, ist das nicht zu Ende gedacht und macht es unnötig kompliziert, behalte es aber bitte im Hinterkopf, wenn du deine Babyschale manchmal gurtest (z. B. beim Einbau auf dem Beifahrersitz) und an anderen Tagen auf die Basisstation klickst.
Damit du die unterschiedlichen Einbau-Arten einmal gesehen hast, binde ich zwei Videos ein:
- Einbau-Video 1: Einbau der Avionaut Pixel Pro 2.0 C mit Gurt. Bei dieser Babyschale wird der Bügel beim gegurteten Einbau zu den Füßen geklappt. Das ist ganz wichtig, denn nur so bekommst du diese Babyschale fest und stabil genug installiert.
- Einbau-Video 2: Installation der Babyschale Maxi-Cosi Pebble S. Bei dieser Schale steht der Griff während der Fahrt oben. Und wie niedlich ist bitte das Baby im Video? 🥰
Video: Babyschale richtig einbauen - Avionaut Pixel Pro 2.0 C, gegurtet
Video: Babyschale richtig einbauen - Maxi-Cosi Pebble S, gegurtet
Problem 5: Verdrehter Autogurt
Ein weiterer Fehler, der meist nicht ganz so schwerwiegende Folgen hat, ist ein verdrehter Gurt. Beim Anschnallen kann es leicht passieren, dass sich der Gurt in deiner Hand dreht oder du ihn falschherum in die Gurtführung fädelst. Wenn das passiert, wird der Einbau nicht so fest wie wir ihn gerne hätten und der Gurt kann die Schale bei einem Unfall nicht ideal halten.
Achte deshalb darauf, dass der Autogurt überall an der Schale plan und glatt anliegt und nicht in sich verdreht ist. Die UdV stuft den Fehler an sich als „leicht“ ein – schwerwiegender ist er natürlich, wenn der Gurt gleich mehrfach verdreht ist und/oder der Gurt zusätzlich nicht richtig gestrafft ist. Behalte deshalb auch diese Fehlerquelle im Auge und achte darauf, den Gurt immer richtig zu führen.
Babyschale richtig einbauen - Schritt für Schritt-Anleitung
Jetzt weißt du, wie du die Babyschale falsch einbaust. Das wollen wir natürlich nicht, deshalb folgt nun noch die Schritt für Schritt-Anleitung für den richtigen Einbau der Babyschale.
Hinweis: Babyschalen werden unterschiedlich eingebaut. Wirf deshalb unbedingt einen Blick in die Anleitung deines Modells und/oder auf die Einbau-Skizze auf deiner eigenen Babyschale.
- Lies die Anleitung deiner Babyschale: Ja, bitte. In der Anleitung zu deiner Babyschale findest du wichtige Hinweise zum Einbau und den Einstellungen der Babyschale. Das betrifft ganz besonders die Stellung des Tragebügels, die bei Babyschalen unterschiedlich sein kann. Hier im Abschnitt findest du mehr zu diesem Thema: ➞ Die korrekte Position des Überrollbügels.
- Sieh kurz in dein Autohandbuch: Warum? im Bordbuch findest du Hinweise dazu, auf welchem Sitzplatz deine Babyschale eingebaut werden darf. Wenn du die Babyschale gurtest, darfst du sie überall dort einbauen, wo in der Kindersitz-Tabelle deines Autohandbuchs ein „U“ für universal eingetragen ist. Manchmal verbietet der Autohersteller den Einbau auf dem mittleren Platz der Rückbank oder auf dem Beifahrersitz.
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Beim Einbau auf dem Beifahrersitz: Schalte den Airbag unbedingt ab. Beim Einbau eines rückwärtsgerichteten Kindersitzes wie der Babyschale muss der Airbag immer deaktiviert werden. Das ist überlebenswichtig für dein Kind.
- Platziere die Babyschale rückwärts auf dem Autositz: Stelle die Schale rückwärts auf den Sitzplatz, auf dem du sie einbauen möchtest. Die Schale darf keinen Abstand zur Rückenlehne haben. Zudem darfst du sie nicht ankippen, um sie liegender zu stellen. Bitte lege außerdem nichts unter, um den Winkel der Schale zu verändern.
- Ziehe den Autogurt einmal komplett heraus: Die Schale anzuschnallen ist am einfachsten, wenn du möglichst viel Gurt zum Hantieren hast. Zieh deshalb am besten den ganzen Gurt einmal heraus.
- Führe den Beckengurt nun über die Beine deines Kindes und durch die Gurtführungen an der Seite: Gehe mit dem Beckengurt durch die 1. Gurtführung, im Anschluss über die Beine deines Babys, nun durch die zweite Gurtführung und stecke die Gurtzunge ins Gurtschloss ein.
- Straffe den Beckengurt nach: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, den Gurt zum ersten Mal zu straffen. Greife den Diagonalgurt über dem Gurtschloss und ziehe ihn nach oben. So straffst du den Beckengurt schon einmal vor.
- Führe nun den Schultergurt um die Schale und durch die Gurtführung an der Rückseite: Lege den Schultergurt um die Babyschale herum. Beachte unbedingt die Führung an der Hinterseite deiner Babyschale. Hier muss der Gurt ebenso durchgeführt oder eingelegt werden.
- Straffe den Gurt noch einmal nach. Wichtig: Straffe den Gurt nun ein zweites Mal nach, damit die Babyschale fest und stabil in deinem Auto steht.
- Tragebügel-Position: Befindet sich der Bügel in der richtigen Position? Bei den meisten Babyschalen zeigt der Bügel nach oben, bei manchen Babyschalen muss der Bügel allerdings nach unten geklappt werden – das ist wichtig für den festen Stand und die Sicherheit deines Babys.
- Wackle an der Babyschale: Gewöhne dir am besten direkt am Anfang an, den Einbau immer noch einmal zu checken und wackle an der Schale. Ist sie fest? Perfekt! Falls nicht, prüfe den Gurtverlauf und straffe noch einmal nach oder baue noch einmal neu ein.
Mein Tipp: Übe den Einbau der Babyschale am besten einige Male bevor du sie mit deinem Baby verwendest. So kannst du sicher sein, die Schale auch dann richtig einzubauen, wenn du durch ein weinendes oder schreiendes Baby abgelenkt bist.
Ist deine Babyschale jetzt richtig eingebaut?
Lass uns noch einen kurzen Check durchführen, damit wir wissen, dass dein Baby gut geschützt wird.
✔ Checkliste für den Einbau der Babyschale mit dem Autogurt
Alles bestens? Gute Fahrt!
Du hast noch Fragen oder bist noch unsicher? Vielleicht helfen dir die folgenden Einbau-Videos weiter.
📹 Einbau-Videos zu Babyschalen
In diesem Bereich habe ich einige Einbau-Videos zu beliebten Babyschalen gesammelt. Mit einem Klick auf den Modellnamen öffnet sich das Fenster und du kannst dir die Video-Anleitung anschauen. Eine Anleitung als Dokument findest du ansonsten immer auch online beim Kindersitz-Hersteller.
Bitte beachte: Babyschalen werden unterschiedlich eingebaut, insbesondere was die Stellung des Tragegriffs betrifft. Nutze deshalb immer nur die passende Anleitung zu deiner Schale.
Avionaut Pixel Pro 2.0 C - Einbau der Babyschale mit Gurt
Im Video kannst du sehen, wie du die Babyschale Avionaut Pixel Pro 2.0 C richtig mit dem Autogurt einbaust. Achte darauf, dass der Gurt überall fest anliegt und gut gestrafft ist. Wichtig: Bei der Pixel steht der Tragebügel beim gegurteten Einbau nicht nach oben, er wird am Ende nach unten in Richtung der Füße deines Babys geklappt, um den Einbau zu stabilisieren.
Übrigens: Die Pixel Pro gehört zu meinen Lieblingsbabyschalen, die ich dir auch in meinem ➞ Babyschalen-Ratgeber vorstelle: ➞ Meine Babyschalen-Favoriten.
Cybex Cloud G - Einbau der Babyschale mit Gurt
Der gegurtete Einbau der Cybex Cloud G wird ungefähr ab Minute 3:40 gezeigt:
Cybex Cloud T - Einbau der Babyschale mit Gurt
Der gegurtete Einbau der Cybex Cloud T wird ungefähr ab Minute 3:38 gezeigt:
Cybex Cloud Z und Z2 - Einbau der Babyschale mit Gurt
Der gegurtete Einbau der Cybex Cloud Z 2 wird ungefähr ab Minute 3:04 gezeigt.
Du verwendest die Cloud Z oder Z 2? Prüfe vor dem Einbau der Schale am besten erst, wie alt deine Schale ist. Cybex empfiehlt, die Cloud Z maximal 7-8 Jahre lang zu verwenden. Mehr zu diesem Thema kannst du in diesen beiden Artikeln nachlesen:
Doona i - Einbau der Babyschale mit Gurt
Im Video siehst du, wie du die Babyschale Doona i richtig in dein Auto einbaust. Gezeigt wird der Einbau mit dem Autogurt und ohne Basisstation.
Doona X - Einbau der Babyschale mit Gurt
Im Video siehst du, wie du die Babyschale Doona i richtig in dein Auto einbaust. Gezeigt wird der Einbau mit dem Autogurt und ohne Basisstation.
Maxi-Cosi Coral 360 - Einbau der Babyschale mit Gurt
Im Video siehst du, wie du die Babyschale Maxi-Cosi Coral 360 in dein Auto einbaust. Gezeigt wird der Einbau mit dem Gurt. Achte darauf, den Gurt immer fest zu straffen, um eine ➞ Gurtlose zu vermeiden.
Maxi-Cosi Pebble 360 - Einbau der Babyschale mit Gurt
Im Video siehst du, wie du die Babyschale Maxi-Cosi Pebble 360 ohne Basisstation bzw. mit dem Fahrzeuggurt installierst. Achte darauf, den Gurt immer fest zu straffen, um eine ➞ Gurtlose zu vermeiden.
Maxi-Cosi Pebble Plus - Einbau der Babyschale mit Gurt
Du nutzt eine Maxi-Cosi Pebble Plus? Prüfe vor dem Einbau der Schale am besten erst, wie alt deine Schale ist. Maxi-Cosi empfiehlt, Babyschalen maximal 10 Jahre lang zu verwenden. Mehr zu diesem Thema kannst du in diesen beiden Artikeln nachlesen:
Maxi-Cosi Pebble S - Einbau der Babyschale mit Gurt
Im Video siehst du, wie du die Babyschale Maxi-Cosi Pebble S richtig anschnallst.
Swandoo Albert i-Size- Einbau der Babyschale mit Gurt
Das Einbau-Video zeigt dir, wie die Babyschale Swandoo Albert mit dem Fahrzeuggurt eingebaut wird. Achte darauf, dass der Gurt nicht verdreht ist und überall fest an der Schale anliegt.
Du siehst: Das Anschnallen der Babyschale ist gar nicht so kompliziert. Am wichtigsten ist, dass du dich in einer ruhigen Minute damit beschäftigst und dir die einzelnen Schritte einmal genau ansiehst. Und falls dein Baby beim dritten Übungsdurchlauf doch etwas ungeduldiger wird: Auch das ist Teil der Lernkurve. Versuch es beim 4. Anlauf vielleicht lieber mit einer Puppe im Sitz oder ohne einen kleinen Passagier. Und mit Keksen zur Hand. Oder Rum Kaffee.
Wer ich bin? Hi, ich bin Kerstin, Kaffee-Junkie, Kindersitz-Coach und Mama von 7 Kindern, die alle einmal ein Baby (also jeder ein eigenes) waren. Aus Erfahrung weiß ich, dass das Anschnallen der Babyschale ganz schön nerven kann und nicht jedes Kind ein begeisterter Autofahrer oder eine dauerfröhliche Passagierin ist. Und dass jede Phase irgendwann vorbei ist - und meistens durch eine andere ersetzt wird.