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ADAC Kindersitztest 2025: Warnung vor 2 bis drölf Kindersitzen
- Artikel von: Kerstin
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- Aktualisiert am
Direkt zur Kindersitz-Warnung? Bitte hier entlang: ➞ Kindersitztest 2025, Warnung vor Chipolino Olympus, Reecle 60 und anderen Sitzen. Wer ein bisschen Zeit mitgebracht hat, bekommt erst noch ein paar Hintergrund-Informationen zum Kindersitztest:
Zweimal im Jahr, Ende Mai und Ende Oktober, veröffentlichen Stiftung Warentest, der ADAC, der ÖAMTC und der TCS die Ergebnisse des jeweils aktuellen Kindersitztests. Was du bisher vielleicht nicht wusstest, ist: Der Kindersitztest ist ein Gemeinschaftsprojekt der genannten Institute, sie verwenden deshalb alle die selbe Datenbasis, veröffentlichen allerdings die Testergebnisse alle ein wenig unterschiedlich. Falls dich interessiert, wie und wann es zu diesem europäischen Testbündnis gekommen ist, darf ich dir an der Stelle meinen Artikel zur ➞ Geschichte der Kindersicherheit ans Herz legen.
Inhaltsverzeichnis: ADAC-Kindersitztest 2025, Vorab-Warnung
So unterscheiden sich die Veröffentlichungen der Testinstitute
Und wie unterscheiden sich die Veröffentlichungen? Beim ÖAMTC findest du bei den Bewertungen der Kindersitze mehr Detailnoten während der ADAC zwar die jeweilige Note des Sitzes in den Teilbereichen Sicherheit, Bedienung, Ergonomie und Schadstoffe ausweist, sich bei den Detailbewertungen aber auf kurze Texte, grüne Haken und rote Kreuze beschränkt. Bei den Schweizern vom TCS kannst du auf der Webseite verschiedene Sitze auswählen und zu einem Vergleich nebeneinanderstellen. Die Ergebnisse werden in Ampelfarben und Prozenten dargestellt, was ein schöner Grundgedanke ist, – um ehrlich zu sein, komme ich mit dem Portal und der Aufbereitung aber nicht gut zurecht, weswegen ich nur selten einen Blick auf die TCS-Seite werfe. Du bekommst von mir deshalb auch keinen Link zum Einzelergebnis meines Beispiel-Sitzes, da ich schlicht keinen gefunden habe (dabei halte ich mich eigentlich für ganz technik-affin ). Stiftung Warentest ist sehr gründlich bei der Aufbereitung der Testergebnisse – du erhältst diese aber größtenteils nur gegen Bezahlung.
Du kannst dir die Unterschiede der Veröffentlichungen am Beispiel des Axkid Minikid 3 (Kindersitztest 2022, Oktober) einmal ansehen:
- ➞ ÖAMTC Testergebnis Axkid Minikid 3
- ➞ ADAC Testergebnis Axkid Minikid 3
- ➞ Stiftung Warentest Testergebnis Axkid Minikid 3
- TCS?
Kein Einzellink für dich, du darfst dich aber gerne durch die Kindersitze-Vergleiche graben oder eine der PDF-Übersichten zu den einzelnen Kindersitztests lesen.
Warum ich dir das alles erzähle? Weil es interessant ist. Und weil du dich vielleicht gefragt hast, wo du eigentlich den Rest der Testergebnisse aus dem Kindersitztest 2025 findest. Wenn du auf das Datum meines Beitrags schaust, siehst du, dass gerade Anfang Oktober ist und damit noch gar nicht der richtige Zeitpunkt für die Veröffentlichung. Da aber einmal mehr zwei Kindersitze beim Test kläglich versagt haben, haben die Prüferinnen und Prüfer die Veröffentlichung der Warnungen schon vorgezogen.
Wie der Kindersitztest abläuft
Wie du dir vorstellen kannst, gehen der Veröffentlichung des Kindersitztests zahlreiche Tests voraus: Natürlich die Crashtests (Frontal- und Seitencrashtest), Tests zur Bedienung der Sitze, zur Ergonomie und auch Schadstoff-Prüfungen.
Dafür benötigen die Institute einige Monate Zeit. Sie kaufen die Kindersitze, die geprüft werden sollen, deshalb bereits ca. 4 Monate vorher. Und wo? Tatsächlich im Einzelhandel vor Ort oder in Onlineshops – da jedenfalls, wo du deinen Kindersitz auch kaufen würdest. Allerdings findet der Kauf anonym statt bzw. mit einem Alias-Kunden-Konto, denn natürlich sollen auch Händlerinnen und Händler nicht wissen, dass Stiftung Warentest bei ihnen einkauft.
Wie viele Kindersitze jedes Modells gekauft werden, habe ich tatsächlich einmal erfragt. Die Anzahl ist nicht einheitlich, sie variiert je nach Anzahl der erforderlichen Crashtests, die mit einem Kindersitz durchgeführt werden müssen. Babyschalen und Reboarder werden beispielsweise im Frontalcrash nur mit dem größtmöglichen für sie zugelassenen Dummy getestet (mehr zu Dummys: ➞ Q-Dummys), da beim Rückwärtsfahren mit dem schwersten Dummy die größten Auswirkungen zu erwarten sind, Vorwärtssitze werden dagegen mit allen für sie zugelassenen Dummys gecrasht.
Und wenn ein Kindersitz von Geburt an bis zur Größe von 150 cm genutzt werden kann und das vorwärts und rückwärts, kommen schnell sehr viele Crashversuche für ein Sitzmodell zusammen.
Warum gruppenübergreifende Kindersitze häufig schlecht(er) abschneiden
Und damit bin ich jetzt auch beim richtigen Stichwort angekommen: Bei den Kindersitzen, vor denen der ADAC und die anderen Institute aktuell warnen, handelt es sich um genau solche gruppenübergreifenden Sitze, die in allen Kindersitz-Gruppen zugelassen sind.
Gruppenübergreifende Kindersitze sind immer ein Kompromiss in allen Kindersitzgruppen und sie schneiden in den Kindersitztests häufig nur durchschnittlich oder schlecht ab.
Warum Kindersitz-Hersteller überhaupt solche Sitze herstellen? Weil du sie haben willst. Ja, nicht du vielleicht, aber viele andere Eltern. Gruppenübergreifende Kindersitze sind häufig per se schon günstiger als andere hochwertige Sitze, sie sind aber auf jeden Fall dann günstiger, wenn du sie ins Verhältnis zum Kauf von 3 aufeinander folgenden Kindersitzen stellst, also Babyschale, Reboarder und Folgesitz. Allerdings – und das siehst du an diesem Beispiel sehr gut – kann es dir passieren, dass du an der falschen Stelle sparst, nämlich an der Sicherheit deines Kindes.
All-in-One-Kindersitze passen oft nicht ab der Geburt (unterste Gurtstufe zu hoch, Sitzwinkel zu aufrecht) und häufig auch nicht bis zum Ende der Kindersitzzeit (Rückenlehne zu kurz), dazu sind sie vergleichsweise schwer, was beim Vorwärtsfahren im Falle eines Unfalls ein Nachteil ist. Auch deshalb empfehle ich dir, mehrere Kindersitze nacheinander und diese im besten Fall nach einem Probesitzen und dem Probe-Einbau in dein Auto in einem Geschäft zu kaufen. So kannst du immer sicher sein, dass der Kindersitz zu deinem Kind und deinem Auto passt.
Und die folgenden Kindersitze kaufst du bitte gar nicht (oder versuchst, sie zurückzugeben), denn sie sind richtig gefährlich.
⚠ Bitte nicht kaufen: Chipolino Olympus i-Size, Reecle 360, ZA10 i-Size, 946i i-Size
Einmal kurz für alle, die gerne schnell wissen wollen, was passiert ist:
Und für alle, die es gerne genauer wissen möchten, gibt es jetzt noch die ausführliche Erklärung.
Die von der Warnung betroffenen Kindersitze
Von der Warnung betroffen sind zwei gruppenübergreifende Kindersitze, der Reecle 360 und der Chipolino Olympus i-Size.
- Der Reecle 360 kann von 40 bis 105 cm rückwärts verwendet werden (Einbau mit Isofix und Toptether), von 76 bis 105 cm vorwärts (ab frühestens 15 Monaten, Einbau ebenso mit Isofix und Toptether) und von 100 bis 150 cm als Sitzerhöhung mit Rückenlehne. Der ADAC weist darauf hin, dass dieser Sitz auch unter dem Modellnamen ZA10 i-Size und als 946i i-Size bezeichnet und verkauft wird und es möglich ist, dass noch weitere Kindersitze mit der identischen Zulassungsnummer E8 0313715 auf dem Markt erhältlich sind.
- Der Chipolino Olympus wird von 40 bis 87 cm rückwärts, von 75 bis 105 cm vorwärts mit Interngurt und von 100 bis 150 cm als Folgesitz verwendet werden. Der Sitz hat die Zulassungsnummer E57 030047.
Bei beiden Sitzen handelt es sich um Kindersitze aus dem günstigen Preissegment für um die 150 bis 200 €. Der Reecle hat fast 3.800 Bewertungen und nach wie vor 4,2 Sterne bei Amazon (Stand 01.10.2025), obwohl schon einige Nutzerinnen und Nutzer vor dem Sitz gewarnt haben und ihn dementsprechend schlecht bewertet. Du siehst: Online-Bewertungen sind bei der Auswahl eines Kindersitzes wenig hilfreich – zumindest nicht, was die Sicherheit angeht, denn die können und müssen die meisten Eltern zum Glück nicht beurteilen.
Update vom 21.10.2025:
Bei meiner Recherche zu dem Thema habe ich noch weitere Kindersitze mit der Zulassungsnummer des Reecle 360 E8 0313715 gefunden, unter anderem folgende:
- KIDIZ® Kindersitz
- KidsZONE i-Size
- Lettas i-Size 360°, auch zu finden als Lettas Miophy 946i
- Tweety Plus DELUXE iSize
- TWT i-Size
- Xomax 946i
Die selbe Zulassungsnummer bedeutet nicht, dass diese Kindersitze komplett identisch und baugleich sind, sie können sich leicht unterscheiden. Vorsorglich rate ich aber auch bei diesen Sitzen von einem Kauf ab und empfehle dir, grundsätzlich nur Kindersitze zu kaufen, die beim ADAC-Kindersitztest gut getestet wurden und/oder – das gilt für Reboarder – den ➞ schwedischen Plustest bestanden haben.
Welches Problem gab es beim Crashtest?
Was ist beim ADAC-Crashtest passiert? Beide Kindersitze lösten sich beim Frontalaufprall-Test von ihrer Unterkonstruktion und flogen mit dem Dummy durch die ADAC-Halle. Der Olympus zumindest, der Reecle hing noch am Toptether-Band, was jedoch auch wenig trösten kann, denn bis dahin hätte ein Kind bei einem realen Unfall bereits schwerste Verletzungen davongetragen. Die folgenden Fotos aus dem Frontalaufprall-Test der beiden Sitze zeigen das Problem sehr deutlich:
Fotos aus dem ADAC-Crashtest Oktober 2025
Video vom ÖAMTC und Stiftung Warentest mit Erklärungen zur Warnung
Neben dem ADAC warnt auch das österreichische Partner-Institut ÖAMTC vor den beiden Sitzen. Der Technik-Experte Steffan Kerbl erklärt im Video sehr aufschlussreich, was beim Crashtest passiert.
Außerdem kannst du dir den Frontalaufprall-Test auch noch einmal im Video ansehen – stell dir nur besser nicht vor, in den Sitzen würde ein Kind sitzen.
Etwas kürzer und auf dramaturgisch hohem Niveau warnt auch die Stiftung Warentest im YouTube-Short. Andere Zielgruppe, anderer Tonfall, möchte man fast sagen:
ADAC O-Töne zur Vorabwarnung
Du magst dir das alles gar nicht ansehen? Verständlich! Auch an dich haben die Test-Institute gedacht und eine Audio-Datei zur Verfügung gestellt. In den O-Tönen beantwortet Fabian Faehrmann, Presse-Sprecher des ADAC, alle Fragen zur Vorab-Warnung:
- Was ist beim Kindersitztest genau passiert?
- Welche Gefahren drohen Kindern bei einem Unfall?
- Was rät der ADAC Eltern, die einen der Kindersitze gekauft haben?
Warum dürfen so gefährliche Kindersitze verkauft werden?
Beide Kindersitze haben eine Zulassung nach der neuen Kindersitznorm R 129 – vielleicht hast du dich gefragt, warum sie überhaupt verkauft werden dürfen und nicht einmal jetzt zurückgerufen werden? Das ist eine gute Frage und die Antwort ist leider ziemlich unbefriedigend.
Zunächst werden beim Zulassungstest leider nur Mindest-Standards überprüft. Aus diesem Grund landen leider nach wie vor Kindersitze auf dem Markt, die nicht so sicher sind wie wir uns das wünschen. Im Gegensatz dazu testet der ADAC auf dem deutlich strengeren Niveau, auf dem auch der Euro NCAP Fahrzeuge und Kindersitze testet. Das heißt: Schwierigere Bedingungen für die Kindersitze und mehr Schutz für unsere Kinder!
Wenn allerdings – wie jetzt – durch die Testinstitute festgestellt wird, dass Sitze nicht gut oder sogar gefährlich sind, haben die Institute selbst keine rechtliche Handhabe, diese Kindersitze zurück zu rufen.
Warum gibt es (noch) keinen Rückruf?
Steffan Kerbl vom ÖAMTC führt im Video aus, dass der Hersteller zu einem Rückruf verpflichtet sei, sobald er davon erfährt, dass sein Produkt nicht taugt bzw. Sicherheitsmängel aufweist. Ob er es dann auch wirklich macht und seine Kundinnen und Kunden informiert? Ungewiss.
Und das Kraftfahrtbundesamt? Könnte das nicht? Es könnte grundsätzlich, in diesen beiden Fällen ist das KBA allerdings nicht zuständig, denn beide Sitze sind nicht in Deutschland zugelassen worden. Wo ein Kindersitz zugelassen ist, erkennst du immer an der E-Nummer auf dem Zulassungsetikett. Im Falle des Olympus ist das die E57 (San Marino) und im Fall des Reecle die E8 (Tschechien).
Was das für dich und den nächsten Kindersitz-Kauf bedeutet?
Verlasse dich nicht darauf, dass ein Kindersitz sicher ist, nur weil er in Deutschland verkauft und verwendet werden darf. Prüfe, ob dein Wunsch-Kindersitz bereits vom ADAC getestet wurde und/oder den ➞ schwedischen Plustest bestanden hat. Oder wende dich an die netten Menschen in (d)einem Kindersitz-Fachgeschäft, die das im besten Fall auch wissen.
Hintergründe:
- Kindersitztests: Welche es gibt und warum das Prüfetikett kein Qualitätssiegel ist
- ADAC: "Kindersitztest Herbst 2025: Zwei Modelle fallen im Crashtest durch"
- ADAC Presse: "ADAC warnt vor zwei Kindersitzen der Hersteller Chipolino und Reecle"
- ÖAMTC: "Schwerwiegende Sicherheitsmängel bei zwei Kindersitz-Modellen"
- Stiftung Warentest: "Zwei Kindersitze sind lebensgefährlich"
Du suchst einen sicheren Kindersitz für dein Kind? Schau dich gerne bei mir um! Ich zeige dir meine Favoriten und Lieblingskindersitze – und die haben alle entweder den schwedischen Plustest bestanden oder ihr Können bereits beim ADAC-Kindersitztest unter Beweis gestellt und manche davon sogar beides: